Weinberge im Sommer

„Hier, meine Arbeitskollegen!“ ruft Georg Vollmayer. Knapp 10 Störche umkreisen ihn, während er mit seinem Spezialtraktor im Weinberg unterwegs ist. Weiter oben am Himmel kreisen Milane. Die Flächen des Weingutes Vollmayer liegen in Hilzingen, direkt am Fuß des Hohentwiel. Seit 2013 ist das Weingut als Bio-Betrieb anerkannt. Teamwork mit der Natur – das bedeutet für Familie Vollmayer, dass nicht nur die Störche und Milane Arbeitskollegen sind – auch die „Un“kräuter, der Boden und die darin wohnenden Lebewesen gehören dazu. Entsprechend sind die Weinberge im Sommer zugleich auch ein Blütenmeer. Beate Vollmayer erklärt: „Wir säen artenreiche Blühmischungen aus und lassen sie den Sommer über wachsen. Ab und zu fahren wir mit einer Walze darüber, dass die Blütenpracht den Reben nicht zu viel Licht nimmt. Nur jede zweite Gasse zwischen den Reben wird öfter gemäht, weil wir die als Fahrgasse für den Traktor brauchen. Die Pflanzen zwischen den Reben erfüllen viele wichtige Funktionen: Sie sorgen für Artenvielfalt im Weinberg, der ja sonst über Jahrzehnte eine reine Monokultur wäre. Sie bieten Nahrung für Bienen und Lebensraum für viele andere verschiedene Tiere. Bei starken Regenfällen schützen sie den Boden vor Erosion. In der Pflanzenmischung sind auch Klee und andere Leguminosen enthalten – diese sind in der Lage, Stickstoff zu binden und damit auch die Weinstöcke mit Nährstoffen zu versorgen. Wir müssen dann weniger Dünger einsetzen.“
Die Hauptarbeit der Winzer im Sommer ist das Versorgen der Weinruten. Bis zu 4 cm am Tag können diese bei gutem Wetter in die Länge wachsen. Sie werden in die entlang der Reihen aufgespannten Drähte gelegt und teilweise auch ausgedünnt. Das Ziel ist, dass jeder Rebstock gleichmäßig mit Licht und Luft versorgt ist. Im Bio-Anbau ist das besonders wichtig. Beate Vollmayer erklärt: „Dort, wo das Laub zu dicht wird, trocknet es nach einem Regen langsamer ab. Ein feuchtes Microklima bietet optimale Wachstumsbedingungen für Pilze, die wir ja nicht haben wollen. Vor der Umstellung auf biologischen Weinbau standen uns mehr effektive Mittel zur Verfügung, um Pilzkrankheiten zu bekämpfen. Im Bioanbau müssen und wollen wir möglichst wenig spritzen. Kupferpräparate sind erlaubt, wir versuchen aber, auch diese auf ein Minimum zu reduzieren. Also führen wir die vorbeugenden Maßnahmen heute noch etwas sorgfältiger aus als früher.“
Schmeckt so ein biologischer Wein, der inmitten einer Blumenwiese gewachsen ist, anders als einer, der von streng kurz gehaltenem Gras umgeben war? Viele Weinkenner sind überzeugt, dass man den Unterschied schmecken kann, dass die Aromen im Wein vielschichtiger sind, wenn es die Wachstumsbedingungen auch waren. Ein eigenes Urteil kann man sich im Verkaufsraum bei Familie Vollmayer bilden:
Kontakt & Info: Weingut Vollmayer, Weingut Elisabethenberg 1, 78247 Hilzingen, Tel: 07731-64147, www.vollmayer-weingut.de
Öffnungszeiten: Montag-Freitag 9-12:30 und 14-18 Uhr, Samstag 9-13 Uhr

Bildnachweis: Katja Brudermann