Wildwechsel in der Obstanlage
Joachim Knoll baut in Überlingen-Lippertsreute Äpfel, Birnen und Steinobst an. Seit einigen Jahren sind seine Anlagen mit Hagelschutznetzen bedeckt, und die schützen nicht nur vor Hagel. „Der Niederwildbestand hat unter den Netzen wieder stark zugenommen,“, berichtet er. Und er gibt Einblick, welche Wildtiere aus seiner Sicht als Obstproduzent hilfreich sind, und welche weniger:
die größten Plagegeister sind wohl die kleinsten Tiere: Wühlmäuse fressen die Wurzeln der Bäume an; Feldmäuse bewegen sich überirdisch, können aber auch die Wurzelhälse der Bäume komplett abfressen, wenn sie in der Überzahl sind. Alle Tiere, bei denen Mäuse auf dem Speiseplan stehen, sind also bei Joachim Knoll sehr erwünscht und werden nach Möglichkeit auch gefördert: Wiesel, Marder, Igel und Greifvögel. Marder und Wiesel nisten sich gern in Steinhaufen ein, die am Feldrand aufgehäuft sind. Aufgehäufte Zweige, die nach dem Baumschnitt nicht gleich entsorgt werden, bieten verschiedenen Tieren einen Schutzraum – Igeln, die gern Mäuse fressen, und leider auch den Wühl- und Feldmäusen selbst. Feldhasen, Rebhühner und Fasane halten sich besonders gern unter Hagelschutznetzen auf – denn hier sind sie nicht nur gemeinsam mit den Äpfeln vor Hagel geschützt, sondern auch vor Greifvögeln. Viele Singvögel fühlen sich in den Bäumen wohl, besonders wenn ein paar Nistkästen aufgehängt sind. Sie fressen Larven und Raupen von Schädlingen. Greifvögel wie Milane oder Bussarde kreisen über den Anlagen, insbesondere, wenn hier gerade der Boden bearbeitet wurde. Besonders erfolgreich sind sie, wenn die Hagelschutznetze offen sind – dies ist in der Regel über einen Zeitraum von 7-8 Monaten der Fall, vom Abschluss der Ernte bis zum Frühjahr. Die Greifvögel fliegen durchaus auch unter den geschlossenen Netzen, doch ist ihre Jagd dann beschwerlicher und weniger erfolgreich. Rehe und Feldhasen können etwas lästig werden, wenn sie zu viele Knospen und Rinde abfressen. Ernsthaften Schaden richten aber meist nur die Rehböcke zur Brunftzeit an – sie schubbern ihre Geweihe an den frisch gepflanzten Bäumen. Junge Bäume können so stark beschädigt werden, dass sie den Gebrauch als Scheuerbaum nicht überleben. Bei älteren Bäumen hält sich der Schaden in Grenzen. Bei neu gepflanzten Anlagen kann also je nach Rehdichte in der Umgebung ein Wildzaun durchaus sinnvoll sein. Dabei gibt Joachim Knoll zu bedenken: „Wenn der Zaun den Rehen sicher den Zugang zur Anlage verwehrt, ist es gut. Es besteht aber auch die Gefahr, dass die Rehe noch einen größeren Schaden machen, wenn sie hinein kommen, aber nicht mehr raus.“ Sind die Bäume älter und stabiler, können sie ihr Revier gut mit den Wildtieren teilen, die es hierzulande gibt, wenn die Anzahl nicht überhand nimmt. Auf dem Obsthof Knoll gibt es übrigens zwei wunderschöne Ferienwohnungen und einen Hofladen.
Nähere Infos bei Joachim Knoll, Bamberger Str. 8, 88662 Überlingen-Lippertsreute, Tel: 07553-7211, www.obstbau-knoll.de