Zum Erntedank
Den ganzen Sommer über waren die Landwirte mit der Ernte beschäftigt: Heuernte und Getreideernte, Obst- und Gemüseernte, und auch im Oktober ist noch nicht alles eingefahren. Die späten Wein- und Apfelsorten tanken noch die letzten Sonnenstrahlen, Grünkohl wird durch den ersten Frost erst richtig aromatisch, und auch der Feldsalat bleibt auf manchen Flächen stehen bis er das Weihnachtsmenü verfeinert. Es ist also gar nicht so einfach ein passendes, fixes Datum für ein Erntedankfest zu finden. Am sinnvollsten wäre es vielleicht, an jedem Sonntag ein bisschen Erntedank zu feiern, denn irgendetwas, was zuvor geerntet wurde, hat man ja immer auf dem Teller, oder?
Die evangelischen Kirchenväter haben hierzulande das Erntedankfest nun auf den ersten Sonntag im Oktober gelegt. In der Schweiz ist es gleichzeitig mit dem Buss- und Bettag im November.
Wie viele Feste im Jahreskreis ist auch das Erntedankfest kein ursprünglich christliches. Es entstammt der Zeit, als man die Erde, welche die Ernte schenkt, auf direktem Wege verehrte. Heute dankt man eben einem Gott, der die Erde erschaffen hat und damit auch für unsere Nahrung sorgt.
Wie dem auch sei – Dankbarkeit hat unabhängig von bestimmten Religionen oder Glaubensrichtungen ihren Wert.
Unserer heutigen Gesellschaft wirft man nicht selten Undankbarkeit vor – wenn scheinbar alles im Überfluss vorhanden ist, fällt Dankbarsein schwer. Vielleicht gibt es aber auch noch einen anderen Grund, warum wir heutzutage eher selten dankbar sind: Weil wir nicht selten Lebensmittel konsumieren, die zwar zwar Kalorien enthalten, aber viele ur-menschliche Bedürfnisse dennoch nicht erfüllen. Nach einem liebevoll zubereiteten Essen aus hochwertigen Zutaten, das man im Kreis von wohltuenden Menschen genossen hat, ist es nicht schwer, dankbar zu sein, oder?
Bildnachweis: Katja Brudermann