Zum Juli

Im Supermarkt ist 12 Monate im Jahr Juli. Importe aus aller Herren Länder sorgen dafür, dass die ganze Bandbreite gängiger Obst- und Gemüsesorten fast vollständig ganzjährig verfügbar ist. Blickt man statt in die Supermarktregale auf die heimischen Anbauflächen, dann sieht man genau jetzt in dieser Jahreszeit eine große Fülle verschiedener Früchte, die erntereif sind: Die ersten neuen Kartoffeln und jungen Möhren, Kohlrabi und Mangold, Tomaten und vieles Gemüse mehr. Es gibt noch Erdbeeren, auch wenn deren Haupterntezeit bereits vorbei ist. Dazu kommen Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und in der zweiten Julihälfte schon die allerersten frühen Apfelsorten wie der Klarapfel, gefolgt von Zwetschgen, Aprikosen… frisches Obst und Gemüse aus der Region einkaufen macht gerade richtig Spaß!
Zugegeben, die Versuchung ist groß, auf ausländische Produkte zuzugreifen, wenn hierzulande noch nicht oder nicht mehr so viel wächst. Die ganzjährige Vielfalt hat ihren Charme – sie hat aber auch etwas Monotones. Der Juli lädt zum Beginn eines Experiments ein: Achten Sie doch mal ein Jahr lang darauf, überwiegend Obst und Gemüse einzukaufen, das in Ihrer Heimatregion gerade verfügbar ist. Und erleben Sie die Vielfalt an Gefühlen, die Sie dieses Jahr über erleben können: Das Staunen über die immense Vielfalt in den Sommermonaten, die leichte Sehnsucht beim Blick auf die Äpfel an den Bäumen, die schon größer werden aber noch ein paar Wochen Sonne brauchen, das wohlige Sattsein nach einem winterlichen Eintopf aus Kartoffeln, Sellerie, Karotten und anderem Lagergemüse, gefolgt von Langeweile und Überdruss, wenn man im beginnenden Frühjahr immer noch eingelagerte Äpfel und Kürbisse isst, bis zur hellen Freude über die ersten Radieschen und frischen Salate, zurück zur Fülle des Sommers…
Das Experiment lässt sich in jedem Monat beginnen, aber der Juli ist definitiv ein guter Startpunkt.

Bildnachweis: Katja Brudermann