Linda Kelly, Landwirtin aus Herdwangen und Inhaberin von Lupinello, einer Manufaktur für Lupinenprodukte:

„Das Anbaujahr hat für uns fast wie immer angefangen. Solange das Wetter passt und wir Saatgut beziehen können, säen wir Lupinen und Getreide wie in jedem Jahr. Für unsere neuen Schlepper mussten wir eine Sonderregelung finden, weil die Zulassungsstellen gerade geschlossen sind. Wie sich der Absatz entwickelt… da bin ich selbst gespannt. Unsere Lupinenprodukte – zum Beispiel Kaffee, Flocken oder Dosen – sind ja eher außergewöhnlich. Vielleicht sind es in der Krise eher die Grundnahrungsmittel, die Verbraucher einkaufen; viele sind ja auch wirtschaftlich in eine schwierige Situation geraten. Andererseits: Wenn die Gastronomie dicht ist, konsumiert man vielleicht eher zu Hause mal was Besonderes. Insgesamt erlebe ich meine Situation als großes Glück im Unglück: Wir leben als Großfamilie mit drei Generationen unter einem Dach und mit viel Platz. Die Kinder können draußen spielen, als Selbständige kann ich mir den Tag so einteilen, dass ich ihnen bei den Schulaufgaben helfen kann, und durch den normalen Alltagsbetrieb sind die beiden Jungs ohnehin stark zur Selbständigkeit erzogen. Was mich in der Krise traurig stimmt, sind weniger wirtschaftliche als ganz persönliche Aspekte: Ein sehr guter Bekannter meiner Familie ist gestorben, und wir konnten nicht zur Beerdigung gehen. Diesen Abschied, denn kann man ja nicht nachholen, das finde ich schlimm.
Für uns Landwirte sehe ich in der Krise auch eine Chance. Wenn Lieferketten und Personal in der Landwirtschaft unsicher werden, wird der Wert unserer Arbeit vielleicht besser sichtbar. So könnte der Corona-Virus das Verhältnis zwischen uns Landwirten und den Verbrauchern wieder enger und wertschätzender werden lassen.“

Bildnachweis: Katja Brudermann