Luxus oder Existenzsicherung?

Äpfel, Eier oder auch Brot frisch vom Bauern – für viele Menschen sind diese Produkte in den letzten Monaten verstärkt zum Luxusgut geworden, sind sie doch im Discounter deutlich günstiger zu haben und ist doch gerade jetzt in Zeiten wirtschaftlicher Bedrängnis jeder Cent kostbarer als gewohnt. Ja, die Produkte vom Bauern sind definitiv ein Luxus, denn sie sind frischer, aromatischer, haben keine Transportwege und meist kürzere Zeiten in Kühlräumen oder Ladenregalen hinter sich. Aber sind frische regionale Lebensmittel wirklich reiner Luxus, auf den man verzichten sollte, wenn das monatliche Gehalt den allgemein steigenden Kosten nicht mehr recht hinterherkommt? Ich meine, hier lohnt sich ein genauerer Blick aufs Geschehen. Denn die aktuell steigenden Kosten, beispielsweise für eine Tankfüllung oder die Beheizung von Wohn- oder Verkaufsräumen, betrifft ja Landwirte und Kunden gleichermaßen. Je mehr Menschen diese Tatsache ausblenden, umso mehr kommen Landwirte in ernsthafte Bedrängnis, da sie steigende Produktionskosten und zugleich sinkende Absatzmengen irgendwie ausbalancieren müssen. So gesehen dient ein Einkauf beim Bauern nicht nur dem persönlichen Genuss, sondern zugleich der Stabilisierung regionaler Lebensmittelerzeugung. Dazu ein kleines Gedankenexperiment: Haben Sie mal ausgerechnet, wie groß der finanzielle Unterschied ganz real ist, wenn Sie sich einen Monat lang von Schnäppchen aus dem Discounter ernähren, und dann einen Monat lang von regionalen Lebensmitteln? Dann könnten Sie diese Differenz spaßeshalber mit den monatlichen Beiträgen vergleichen, die Sie für alle möglichen Versicherungen bezahlen: Haftpflicht, Zahnzusatzversicherung, Brandschutzversicherung… all diese Summen zahlen Sie, um im Fall der Fälle abgesichert zu sein, auch wenn all diese Fälle für sehr viele Menschen niemals eintreten. Der regelmäßige Einkauf regionaler Lebensmittel könnte Ihr Versicherungsbeitrag sein, dass regionale Landwirte auch dann noch bestehen und diese Lebensmittel erzeugen können, wenn die Dieselpreise noch weiter steigen oder wenn Lebensmittel aus dem Ausland irgendwann nicht mehr so selbstverständlich und kostengünstig eingeflogen werden wie momentan.
Also, vielleicht finden Sie ja Gefallen an diesem Gedankenexperiment und sehen den nächsten herzhaften Biss in einen köstlichen Bodenseeapfel als genussvolle Lebens(mittel)versicherung?

Katja Brudermann für die Bodenseebauern

Bildnachweis: Katja Brudermann