Nachhaltigkeit – ein Modebegriff und seine Bedeutung

Sie verbringen gerade Ihren Herbst-Urlaub am Bodensee? Wunderbar, dann sind Sie in jedem Fall nachhaltiger unterwegs als mit einem Kurzstreckenflug nach Südeuropa. Reisen und Kleidung und Wohnungen und Lebensmittel… es gibt wohl kaum einen Lebensbereich, in dem nicht in irgendeiner Form mit Nachhaltigkeit geworben wird. Aber was bedeutet das eigentlich genau – Nachhaltigkeit?
Um den Begriff zu verstehen, lohnt sich eine Reise in seine Geschichte. Erstmals erwähnt wurde das Wort im Jahr 1713 vom Forstwissenschaftler Hans Carl von Carlowitz. Er beschrieb eine nachhaltige Nutzung der Wälder in dem Sinn, dass Bäume nur in dem Maß entnommen werden, in dem neue Bäume nachwachsen können. Der schlichte Grundgedanke lässt sich in der Tat leicht auf jeden beliebigen Wirtschaftszweig übertragen, wenn man ihn etwas allgemeiner fasst: Wie können Lebensmittel, Urlaubsangebote, Kleidungsstücke etc. aussehen, dass sie nicht mehr Ressourcen verbrauchen als die Erde gut nachliefern kann – und auch nicht mehr Schadstoffe ausbringen als sie wieder abbauen kann.
Mirjam Mayer ist auf dem Bio-Obstgut Oberhof bei Überlingen aufgewachsen, wo Nachhaltigkeit seit Jahrzehnten groß geschrieben wird. Als sie Anfang 2022 in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist, hat sie Ihr Interesse am Thema verstärkt hier eingebracht und im Rahmen einer Zertifizierung der Ferienwohnungen als „nachhaltige Ferienimmobilien“ herausgearbeitet, welche Aspekte besonders der Nachhaltigkeit dienen – hier ein paar Beispiele; die meisten sind bereits seit vielen Jahren etabliert:
Es gibt Solaranlagen auf den Dächern. Geheizt wird ausschließlich mit Hackschnitzeln.
Familie Mayer fährt ein Elektromobil und stellt die Wallbox auch ihren Gästen zur Verfügung
Die Grünanlagen im Gästebereich werden im Sommer nicht mit Trinkwasser, sondern aus Tiefbrunnen gegossen.
In den Wohnungen stehen wiederverwendbare Einkaufstaschen und Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel zur Verfügung.
der Obstbau erfolgt nach Richtlinien des Bioland-Verbandes.

So leicht es im Grunde ist, den Begriff Nachhaltigkeit in seiner Bedeutung zu verstehen – so schwer ist es, Nachhaltigkeit zu messen, weil ja für jedes Produkt und jede Dienstleistung unübersichtlich viele verschiedene Ressourcen benötigt werden. Interessant ist es in jedem Fall, den eigenen Alltag einmal aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit zu beleuchten. Da finden sich unzählige Details, in denen sich ohne dramatischen Aufwand ein wenig nachhaltiger agieren lässt:
* Kaufen Sie überwiegend regionale und saisonale Lebensmittel?
* Legen Sie kurze Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück?
* Verzichten Sie beim Einkauf auf Plastiktüten?
* Geben Sie defekten Haushaltsgeräten eine Chance, mit einfachen Reparaturen wieder zu funktionieren?
* Gehen Sie mit Ihrem eigenen Körper und Ihrer Seele so um, dass sie eine Chance haben, dauerhaft gesund und stark zu bleiben?
Sicher fallen Ihnen selbst noch weitere Aspekte ein, die Sie bereits beherzigen oder in Zukunft stärker beachten möchten.
Und: Mit Sicherheit ist es spannend, einmal einen Landwirt Ihres Vertrauens auf das Thema Nachhaltigkeit anzusprechen. Sie werden überrascht sein, in wie vielen Bereichen Landwirte bereits seit Generationen nachhaltig wirtschaften, auch wenn nicht jeder sich für eine Zertifizierung entscheidet.
Katja Brudermann für die Bodenseebauern

Nähere Infos zum Bio-Obstgut Oberhof: Familie Mayer, Bamberger Str. 30, 88662 Überlingen-Lippertsreute, Tel: 07553-96725, www.bio-obstgut-oberhof.de

Bildnachweis: Familie Mayer, Bio-Obstgut Oberhof