Sonne und Regen

Die meisten Menschen freuen sich, wenn im Frühjahr die Sonne scheint. Dann lädt das Wetter zu ausgiebigen Spaziergängen oder Fahrradtouren ein, und wenn man draußen vorm Laden warten muss, ist das gar nicht unangenehm. Landwirte schauen anders aufs Wetter. Alle Pflanzen, die auf den Feldern wachsen, brauchen beides: Sonne und Regen. Bei zu viel Regen fehlt den Erdbeeren die Süße, in Obstanlagen und Getreidefeldern entsteht ein günstiges Klima für verschiedene Pilzkrankheiten. Und wenn es zu wenig regnet, fehlt den Pflanzen die Basis für ein gutes und gleichmäßiges Wachstum. Im Garten greift man kurzerhand zur Gießkanne, wenn die Pflanzen die Köpfe hängen lassen. In erwerbsmäßigen Betrieben ist das Thema komplexer.
Es ist eine betriebswirtschaftliche Rechnung: Was ist teurer – der Ertragsausfall durch Wassermangel, oder die Installation und Nutzung einer Bewässerungstechnik? Und diese Rechnung lässt sich nicht präzise durchführen, da man ja nicht weiß, wie sich das Klima in den nächsten Jahren entwickeln wird. Es ist aber eine Tendenz zu erkennen. Der Klimawandel ist spürbar; die mit ihm verbundenen trockenen und heißen Sommer nehmen zu. Kartoffeln sind eine Kultur, in der vor 10 oder 20 Jahren Bewässerung kaum von Bedeutung war. Eher gab es Ausfälle durch die Krautfäule, die bei zu feuchter Witterung zuschlägt. Heute denken immer mehr Kartoffelbauern über Bewässerung nach. Denn auch wenn es nach ein paar Wochen Trockenheit endlich wieder regnet, tragen die Kartoffeln oft einen Schaden davon. Sie bleiben klein oder sie wachsen ungleichmäßig, sind dann lustig geformt, für den Handel aber nicht akzeptabel. Der Boden braucht eine möglichst gleichmäßige Feuchte, um schöne und gleichmäßige Kartoffeln hervor zu bringen.
Und wenn Sie im Hofladen lustige Kartoffeln sehen, die siamesischen Zwillingen oder Herzen gleichen, dann wissen Sie: Es hat wahrscheinlich zu ungleichmäßig geregnet. Schmecken tun diese Kartoffeln übrigens genauso gut wie die wohl geformten.

Bildnachweis: Katja Brudermann