Waren Sie schon einmal auf einer Direktvermarkter-Messe?

Letzte Woche war ich auf der ExpoDirekt – einer Fachmesse für landwirtschaftliche Direktvermarktung. Viele originelle und köstliche Produktideen gab es hier zu sehen: Bauernhofchips aus eigenem Kartoffelanbau, ganze gefriergetrocknete Erdbeerfrüchte oder eingelegte Spezialitäten aus regionalem Obst und Gemüse. Darüber hinaus zeigte die Messe: Landwirte, die ihre Produkte in Hofläden, auf Wochenmärkten oder anderweitig direkt an ihre Kunden verkaufen, befinden sich nicht in einer abgelegenen Landidylle, wo die Preise für 1 kg Karotten und 2 kg Kartoffeln noch per Hand auf einem Zettel zusammen gerechnet werden. Modernste Kassensysteme, speziell auf die Bedürfnisse von Landwirten abgestimmt, Verkaufsautomaten mit Touchscreen, vollständig eingerichtete Popup-Stores, wo man stadtnah ein ganzes Hofladensortiment einkaufen kann – und zwar rund um die Uhr und im Alleingang. Nur die Videokamera schaut zu , während man ein Produkt nach dem anderen einscannt und schließlich bezahlt. So ein Rundgang über die ExpoDirekt zeigt, welche Bandbreite an Kompetenzen Landwirte heutzutage abdecken. Der eigentliche Anbau von Obst, Gemüse oder Getreide, die Versorgung der Tiere – all das, was man erstmal einem Bauernhof zuordnen würde – macht für viele Landwirte nur noch einen Bruchteil ihrer Arbeit aus. Büroarbeit, Verkauf, Mitarbeiterführung… sehr oft sind Landwirte zu vielseitig aufgestellten Unternehmern geworden.
All die Bauernhof-Verkaufsautomaten, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, gewähren zwar frische Bauernhof-Qualität auf ausgesprochen praktische Weise, aber eben kein persönliches Gespräch mit dem Erzeuger und nur bedingt einen authentischen Einblick in das Universum „Bauernhof“. Landwirte wägen ab: Wann lohnt sich ein Hofladen, wo man mit persönlicher Ansprache einkaufen kann – und wann ist ein Verkaufsautomat die passende Alternative? Viele pflegen auch beides: den Hofladen zu bestimmten Öffnungszeiten, und den Automaten mit ausgewählten Produkten zur Selbstbedienung rund um die Uhr.
Wägen Sie als Kunde auch ab? Sicher lohnt es sich für Sie auch nicht, wegen jedem fehlenden Ei für den Kuchen zum 10 km entfernten Bauernladen zu fahren, wenn Supermarkt oder Automat gerade um die Ecke sind. Aber ich bin sicher: Es lohnt sich, das Universum „Bauernhof“ nie ganz aus den Augen zu verlieren. Sei es ein Einkauf im Hofladen, eine Woche Urlaub auf einem der vielen Ferienbauernhöfe am Bodensee, oder der Besuch einer Hofführung – all das trägt dazu bei, dass Sie sich ein Grundverständnis dafür bewahren, wie Lebensmittel hierzulande erzeugt werden, und schließlich können Sie selbst mit jedem Einkauf Ihren Beitrag zum Erhalt der Form von Landbewirtschaftung leisten, die Sie für vertrauenswürdig und richtig halten.

Katja Brudermann für die Bodenseebauern