Zum April

Am 4. April ist Ostersonntag. Die christliche Kirche feiert an Ostern die Auferstehung Jesu Christi, doch gibt es weitaus ältere Traditionen, die in diesen Tagen zum Feiern aufrufen. Im neuen Testament lässt sich nachlesen, dass Jesus pünktlich zu einem der wichtigsten jüdischen Festtage auferstanden ist, dem Pessach-Fest. Hier feiern die Juden den Auszug aus Ägypten und das damit verbundene Ende ihrer Versklavung. Den Namen „Ostern“ führt Jacob Grimm auf die germanische Göttin Ostara zurück – möglicherweise bewahrten die Menschen hierzulande ihren Festtag zu Ehren Ostaras und widmeten ihn im Rahmen der Christianisierung auf die neu eingeführte Religion um.
Der Ostersonntag fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum; er wird stets auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsbeginn am 21. März festgelegt. Heute hat man es leicht – man muss nur in den Kalender schauen, um das diesjährige Datum der Ostertage zu erfahren. Im Mittelalter gab es so genannte Computisten am Hof des Pabstes, die vornehmlich die Aufgabe hatten, das Osterdatum von Jahr zu Jahr neu auszurechnen.
Wie weit lassen sich die Gesetzmäßigkeiten der Natur im Verlauf des Jahres berechnen und damit auch kontrollieren und für die eigenen Zwecke nutzen? Vor dieser Frage stehen nicht nur Kirchenväter, die gemeinsame Festtage festlegen, sondern auch alle Landwirte, die mitten in den Unwägbarkeiten der Natur gefordert sind, möglichst gleichmäßige und hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Die meisten Landwirte nutzen Computer – die übrigens nicht umsonst sehr ähnlich klingen wie die mittelalterlichen Computisten; beide leiten sich vom lateinischen computare ab, was schlicht mit berechnen zu übersetzen ist. Die moderne Rechentechnik hilft, Unwetter und späte Froste vorauszusagen, Beregnung und Düngung optimal auf den aktuellen Bedarf der Pflanzen abzustimmen oder Erntemengen frühzeitig abzuschätzen. Und doch gehört die Auseinandersetzung mit den Grenzen der Kontrollier- und Berechenbarkeit der Natur zum Alltag jeder Landbewirtschaftung. Wenn es darum geht, den Boden zum richtigen Zeitpunkt zu pflügen oder den optimalen Tag für Aussaat oder Ernte festzulegen, zählt die ganz direkte Beobachtung oft mehr als jede Computersimulation. Eine Hand voll Boden wird in den Händen zerrieben und so auf eine gute Bearbeitbarkeit geprüft; der Blick zum Himmel ergänzt den online-Wetterdienst. Und immer wieder erleben Landwirte, wie sich die Natur doch ganz anders verhält als vermutet. Zwischen dem Handel, der in fließbandartiger Genauigkeit bestimmte Erntemengen und -qualitäten ins Regal bringen will und der Natur, die immer wieder für Überraschungen sorgt, befinden sich die Landwirte in einer ziemlich anspruchsvollen Vermittlungs-Position.

… und steht es bei Ihnen aus, beruflich und auch in der Freizeit? Welche Rolle spielt die berechenbare Welt des Internets, und wie viel Zeit bleibt für die direkte Begegnung mit der Natur in Ihrem Alltag? Die Ostertage und der voranschreitende Frühling laden ein, die eigene Balance neu zu justieren. Denn mal ganz ehrlich: Sitzen wir nicht (fast) alle ein bisschen zu viel vorm Computer?