Zum April

„Launing“ ist ein alter Name für den April – freilich, seiner Launen wegen. Der April, der macht, was er will, seit jeher ist er bekannt für sein wechselhaftes Wetter. Unser Wort „April“ stammt vom lateinischen „aperire“ ab – „öffnen“, bezogen auf das, was viele Blüten in diesem Monat tun. Mit diesen beiden Monatsnamen ist das Thema auf den Punkt gebracht, um das sich die Natur in diesem Monat dreht: Das Wetter ist mal eisig kalt, mal schon fast sommerlich warm, Trockenheit wechselt sich mit den herzhaften Aprilschauern ab, die mal Starkregen und auch mal Hagel bringen. Und genau in diese unberechenbaren Bedingungen hinein wachsen und wagen sich die zarten Blütenknospen vieler Pflanzen hinein. Einem robusten Löwenzahn erschüttert so schnell nichts. Viele Obstbäume hingegen laufen jedes Jahr Gefahr, ihre Blüten durch einen späten Frost oder einen Hagelschauer zu verlieren. Den Bäumen selbst macht das nicht viel aus – sie sind ja zufrieden, wenn ein paar Blüten überleben. Für einen Obstbauern jedoch kann ein witterungsbedingter Schaden an den Blüten eine wirtschaftliche Bedrohung sein; entsprechend wählen Obstbauern verschiedene Schutzstrategien: Hagelschutznetze schützen vor mechanischem, Hagelschutzversicherungen vor wirtschaftlichem Schaden. Eine Frostschutzberegnung ist ein interessanter Trick: Wenn Nachtfrost droht, werden die Blüten sanft mit Wasser besprüht. Das Wasser an den Blüten wird zu Eis, dabei entsteht Kristallisationswärme (na, erinnern Sie sich noch an den Chemieunterricht?;) Die Temperatur der Blüte wird so gerade bei 0°C gehalten, was sie verträgt. Stärkere Minusgrade werden abgehalten.
Wir Menschen können uns in diesem Jahr vielleicht deutlich mehr mit den zarten Blüten im April identifizieren. Denn auch wir haben jetzt im Frühjahr den Drang, uns nach draußen zu begeben, Frühlingsluft zu schnuppern und uns mit anderen Menschen zu treffen. Und auch wir sind gerade einer Laune der Natur ausgesetzt: dem Corona-Virus. Vielleicht ist dieser für uns Menschen so etwas wie ein später Frost für die Apfelblüten – wenn wir uns nicht schützen, gibt es mehr Sterben als in anderen Jahren. Und wenn wir uns nur noch schützen, gibt es auch kein Leben mehr – schon jetzt gibt es quasi kein gesellschaftliches Leben mehr, und wenn wir es mit dem Schutz noch weiter treiben, gibt es auch niemanden mehr, der Lebensmittel anbaut oder einkauft. Deutlicher als vieles, vieles andere stellt das Coronavirus jeden einzelnen von uns und auch uns als Gesellschaft neu vor die Frage, wie wir mit der Unberechenbarkeit des Lebens umgehen wollen.

Bildnachweis: Katja Brudermann