Zum Februar

Der Februar ist von diversen Fastnachtsaktivitäten geprägt – weitaus weniger bekannt ist das Fest Maria Lichtmess am 2. Februar. Im Jahresverlauf markiert Maria Lichtmess den Übergang von der dunklen in die nicht mehr ganz so dunkle Jahreszeit – vom Winter in den Vorfrühling. Mit dem Frühlingsanfang verbinden wir viele schöne Dinge – die ersten warmen Sonnenstrahlen, blühende Osterglocken – aber der Beginn des Vorfrühlings? Der ist etwas schwerer zu greifen, und umso mehr lohnt es sich, ihn etwas eingehender zu betrachten. Einen guten Zugang bietet das Pflanzenwachstum. Der Winter steht für die Samenruhe Der Frühling steht für die grünen Keime, die aus der Erde hervor sprießen, und für die ersten Blüten. Im Vorfrühling beginnen viele Samen, sich schon zu öffnen; der Keim befindet sich aber noch unter der Erdoberfläche. Es ist wohl die zerbrechlichste Phase im Leben einer Pflanze. Ein verschlossenes Samenkorn kann im Prinzip über Jahre hinweg unbeschadet und unverändert bestehen – ab dem Moment, wo sich die Samenschale geöffnet hat, ist das nicht mehr möglich. Jetzt gibt es für den Keim nur zwei Möglichkeiten: Er wächst und wächst, und entweder es gelingt ihm, zu einer ausgewachsenen Pflanze heranzuwachsen, oder er stirbt. Zu sagen „ o huch, die Umgebung ist aber doch noch ein bisschen kühl und die Erde zu steinig und zu trocken, ich krieche lieber wieder in die Samenhülle zurück und warte noch ein bisschen“ – dafür ist es nun zu spät.
Kennen Sie solche Momente auch in Ihrem Leben? Ein vielleicht lang gehegter Traum hat den ersten Schritt in Richtung Realität gemacht, und nun gibt es ein Zurück mehr? Vielleicht erinnern Sie sich noch an Silvester, was ja noch nicht so lange zurück liegt, und an die guten Vorsätze und Pläne fürs neue Jahr, die Sie geschmiedet haben?
Maria Lichtmess ist ein guter Tag, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und diese noch einmal vor Augen zu führen, vielleicht bei einem Spaziergang im Wald, oder bei Kerzenschein zu Hause. Es ist eine interessante Übung, die eigenen Träume, Pläne und Vorsätze in genau diesem besonderen Zustand zu bestaunen: Die Entscheidung in Ihnen ist getroffen, von außen ist noch nichts sichtbar, und doch ist klar: Sie werden „es“ angehen, was auch immer dieses „es“ für Sie sein mag: der Urlaub in den Bergen, der Verzicht auf ein eigenes Auto, endlich einen Garten anlegen oder eine Familie gründen…
Widmen Sie Ihrem persönlichen frisch gekeimten Traum einen Moment Ihre volle Aufmerksamkeit. Der Drang ist dann meist groß, sich sogleich in den ganz konkreten To-do-Listen oder in endlosen google-Suchen zu verlieren. Und es gibt auch die Versuchung, dieses kleine noch gar nicht sichtbare Ideelein klein zu reden und gar nicht so wichtig zu nehmen und zu zweifeln, dass es ja vielleicht doch sowieso nix werden könnte. Üben Sie sich darin, nach Gedankenausflügen in beide Richtungen wieder zu Ihrer Idee in genau diesem Frühstadium zurückzukehren und sie genau jetzt als etwas ganz Besonderes wahrzunehmen – umso mehr Elan und Klarheit werden Sie dann für die konkrete Umsetzung haben, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Katja Brudermann für die Bodenseebauern

Bildnachweis: Katja Brudermann