Zum Juli
Es ist Sommer. Je nachdem, aus welcher Himmelsrichtung der Wind kommt, bringt er kühle und feuchte Meeresluft vom Atlantik oder Hitze und Trockenheit aus dem Osten. Und wenn sich sehr unterschiedliche Luftströmungen begegnen, dann gewittert es auch mal ordentlich. Landwirte und deren Früchte auf den Feldern brauchen im Grunde genau diesen Wechsel – denn ohne ausreichend Niederschlag kümmert das Getreide, Kartoffeln bleiben klein und Gemüse wird welk. Doch wenn das Getreide reif ist, dann braucht es ein paar trockene Tage, damit die Körner gut eingelagert werden können. 14% Feuchte sollten Weizenkörner maximal enthalten, sonst besteht die Gefahr, dass sie im Lager schimmeln oder sich sogar selbst entzünden, weil bei mikrobiellen Prozessen reichlich Hitze entstehen kann. Wenn das Wetter während der Erntezeit dauerhaft feucht ist, kann sich ein Landwirt auch mit einer Trocknungsanlage helfen. Mit einem Gebläse wird warme Luft durchs gedroschene Getreide geleitet, bis die Restfeuchte auf den gewünschten Wert gesunken ist.
Das Wetter ist ein beliebtes Thema in jedem Smalltalk. Man vergleicht mit den Vorjahren, bangt um den Klimawandel, freut sich, wenn´s warm genug fürs Schwimmbad ist. Landwirte betrachten das Wetter eher aus der Perspektive, welche Arbeiten gut erledigt werden können: Ist die Wetterlage stabil genug für die Heuernte? Muss man die Pflanzen besonders schützen, weil die Witterung günstig für bestimmte Schaderreger ist? Eine interessante Übung für jeden Menschen ist es, das Wetter einmal unmittelbar wahrzunehmen, und die automatisch folgenden Gedanken und Assoziationen ein wenig hintenan zu stellen. Setzen Sie sich doch einmal an einen schönen Platz im Freien und konzentrieren Sie sich dabei auf Ihre direkten Sinneseindrücke. Wie genau fühlt es sich an, wenn Regentropfen auf die Haut fallen, der Wind die feinen Härchen auf den Armen bewegt, die Sonne das Gesicht wärmt oder sogar ein bisschen brennt? Welchen Geruch hat ein Regentag? Wie unterscheiden sich die Geräusche je nach Wetterlage? Und wie verändern sich Ihre Körperspannung und Ihr Lebensgefühl, wenn Sie in diese Sinneswelt eintauchen? In der Regel hilft diese einfache Übung, innerlich zur Ruhe zu kommen und mit mehr Konzentration an die tägliche To-Do-Liste zu gehen. Und wer weiß, vielleicht macht sie den nächsten Small-Talk übers Wetter überraschend interessant.
Bildnachweis: Katja Brudermann