Zum Juli

Geht es Ihnen auch so? An jedem Wochenende rufen die verschiedensten kulturellen Angebote, Geburtstagsfeiern und Straßenfeste und man weiß gar nicht mehr, wohin man zuerst gehen möchte?Das ist typisch Sommer: die warme Jahreszeit lädt dazu ein, unter Menschen zu gehen, Kontakte zu knüpfen, zu genießen… und da just diese Seite des Lebens Corona-bedingt in den letzten Jahren immer wieder ausgebremst war, genießen wir das ungezwungene Miteinander mehr denn je.
Eine Vielzahl von Möglichkeiten findet sich nicht nur bei Wochenendveranstaltungen, sondern auch auf dem Teller. Viele Obst- und Gemüsesorten reifen im Juli: Beeren, Mirabellen, Zwetschgen und die ersten frühen Äpfel, bunte Salate, Mangold, Bohnen und vieles mehr. Und die Getreideernte beginnt bald.
Einen Schatten über diese reiche und sonnige Jahreszeit wirft der Krieg in der Ukraine. Es sind nicht nur die Bilder vom dortigen Geschehen, die uns Sorgen bereiten. „Ich hätte niemals gedacht, dass das politische Geschehen mal eine so starken Einfluss auf meinen Betrieb hat!“ sagte unlängst ein Gemüsebauer. Alles ist teurer geworden: Diesel für den Traktor, aber auch Ersatzteile für Landmaschinen, Gewächshausfolien, Düngemittel… und nicht selten kommen Lieferungen auch später als geplant, zum Beispiel wenn ein Jungpflanzenlieferant seinerseits Kosten sparen will und mit der Auslieferung wartet, bis eine LKW-Tour auch richtig voll ist. Dann sind die Äcker auf einigen Betrieben vielleicht schon fix und fertig, und müssen eine oder zwei Wochen warten, bis es mit dem Pflanzen losgehen kann. Trotz einiger Turbulenzen steigen die Preise für die Lebensmittel selbst nur relativ wenig. Landwirte müssen also noch genauer schauen, wie sie Ausgaben klein halten können und dennoch hochwertige Lebensmittel erzeugen können. So wird wohl manche brüchige Folie auf dem Gewächshaus lieber erst im nächsten Jahr erneuert, und die fehlende Spezialschraube am Schlepper kann vielleicht auch übergangsweise mit einem Draht ersetzt werden. Und bei vielen ganz alltäglichen Kleinigkeiten taucht die Frage auf, ob und wie eine Landbewirtschaftung mit all den technischen Geräten, die Bauteile aus aller Herren Länder enthalten, weiterhin gut funktionieren kann, wenn der Handel nicht mehr mit allen Ländern friedlich und reibungslos funktioniert, wie wir es bis Anfang des Jahres gewohnt waren.
Auf vielen Bauernhöfen gibt es in den Sommermonaten Hoffeste und Tage der offenen Tür – hier vermitteln Landwirte, was es in heutigen Zeiten bedeutet, Lebensmittel zu produzieren. Schauen Sie doch mal bei einem vorbei, denn ein Gespräch zwischen Landwirten und Menschen aus anderen Berufsfeldern ist heutzutage ganz besonders interessant!

Bildnachweis: Katja Brudermann